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"Und dann Rums! Da waren vier Mann in einem Knäuel und haben sich richtig gewälzt!"

,,Und dann Rums! Da waren vier Mann in einem Knäuel und haben sich richtig gewälzt.“ 

Horst, wie bist du zum Fußball gekommen?

„Ich habe immer Interesse für Fußball gehabt, ich wollte immer spielen. Zu meinem ersten Spiel sind wir nach Segeletz gefahren, um 1945. Da waren wir mit sieben Fahrrädern und zwölf Personen unterwegs. Das heißt, es sind welche vorgelaufen und dann sind die anderen mit Rad vorbeigefahren und haben 200 Meter weiter getauscht. So sind wir dort hingekommen.“

 

Als ihr dann in Segeletz angekommen seid, waren alle bereits aufgewärmt?

„So kann man das sagen. Dort haben sie dann ein paar Pfahle als Tore auf eine Wiese hingestellt.“

Die Organisation der Spiele von damals lief aber etwas anders ab oder? Das kann man mit der heutigen Zeit sicherlich nicht mehr vergleichen.

„Richtig, da hat keiner ein Telefon gehabt. Einmal bin ich mit dem Fahrrad über Zernitz nach Dreetz und Hohenofen gefahren und habe vor Ort nachgefragt und die Spiele ausgemacht. Später sind sie dann auch bei mir vorbeigekommen und haben gefragt ob wir spielen wollen. Köpcke hat uns damals auch gesagt, dass wir uns stets Mannschaften zum Spielen aussuchen sollen, zu denen wir mit dem Fahrrad fahren können.“

Was für Zeiten…

„Das lag auch daran, weil die Vereine damals alle kein Geld hatten. Uns ging es ja genauso, ich hatte zwei Fußballschuhe gehabt, die ich nur nehmen konnte, wenn der rechte Verteidiger und der Linksaußen mitgespielt haben. Einer hat einen rechten und der andere einen linken Schuh für mich gehabt. Die Schuhe wurden geteilt. Dann habe ich auch mal mit Sonntagsschuhen im Tor gestanden.“ 

Mit Sonntagsschuhen im Tor… (gemeinsames Lachen)

„Es gab ja nichts. Da war nichts.“ 

Es ist unglaublich, wenn man diesen Umstand mit der Gegenwart vergleicht – mit wenigen Klicks kann ich heute sofort eine Vielzahl an Fußballschuhen bestellen… 

„Ja ja.. Fritz Köpcke war damals als Oberligaschiedsrichter in Babelsberg unterwegs. Dort sagte er zu den Babelsbergern: „Wenn ihr Schuhe habt die ihr nicht mehr gebrauchen könnt, wäre ich stolz, diese für unsere Jugend mit nach Hause bringen zu können.“ Die hat er dann mitgebracht. Meine Schuhe waren sowieso drei Nummern zu groß, da habe ich drei paar Strümpfe angezogen, dann haben sie gepasst. Das kann sich heute keiner mehr vorstellen.“ 

Und die Trikots?

„Es gab damals Unterhemden mit Trägern in verschiedenen Farben. Die waren aus Baumwolle und nicht so teuer.“

Wie kann ich mir heute den Sportplatz von damals vorstellen? Welches Bild hast du vor Augen?

„Der sah gut aus. Wie immer. Es war stets einer anwesend der die Ecken und Linien gemacht hat. Die Tore sahen aus wie heute. Die Mannschaften haben dann immer vor dem Spiel das Netz angehangen und im Anschluss abgehangen.“ 

 

 

 

Bei unserem letzten Treffen hast du etwas von einer Holzhütte mit Eimern darin erwähnt…

„Die war zum Anfang dort. Diese war 3x3 Meter oder 4x4 Meter groß. Im Innenbereich standen Eimer und Schüsseln. Nebenan war eine Pumpe. Die stand aber noch sehr lange.“ 

Die Pumpe wurde als Dusche genutzt?

„Genau, zum Waschen. Im Winter haben wir uns aber nicht gewaschen, da ging es dann immer nach Hause.“ 

Vorhin hast du von Auswärtsfahrten im Kinder- und Jugendbereich erzählt, bei denen ihr mit dem Fahrrad von A nach B gefahren seid. Wie war das später im Männerbereich? 

„Da waren wir mit einem Auto unterwegs gewesen. Dieses hatte hinten auf der Tragfläche einen kleinen Ofen mit einem Rohr und wurde mit Holz beheizt. Die Plane zogen wir über die gesamte Tragfläche und mussten dadurch gebückt sitzen. Einmal rief dann einer „Ey das riecht hier ja so komisch, wer hat geschissen?“ und gerade der mit der großen Klappe hatte sich ein Loch in den Arsch gesenkt. Später gab es dann Aufbauwagen.“ 

Wenn du an deine aktive Karriere zurückdenkst und diese mit dem Hier und Jetzt vergleichst, welche Unterschiede sind dir dabei präsent?

„Ich möchte sagen, früher haben wir gut zusammengehalten. Da stand einer für den anderen ein. Da hat auch keiner gefehlt. Untereinander hatten wir stets eine gute Freundschaft. Außer einmal, da hat die erste Männermannschaft gegen die zweite Männermannschaft in Wusterhausen gespielt. Und wer gewinnt? Kannst du dir ja denken. Und einer von der Ersten sagte: „Na haben wir euch heute mal gewinnen lassen!“. Und dann Rums! Da waren vier Mann in einem Knäuel und haben sich richtig gewälzt.“ 

Hast du hauptsächlich für die erste oder zweite Männermannschaft gespielt?

„Zu Beginn immer für die Erste, später als ich viel auf Montage war für die Zweite. Außer einmal noch, da haben wir gegen Stüdenitz gespielt. Ein Mitspieler war so duhne gewesen und musste nach zehn Minuten runter. Abends hatte er sich die Figur so voll gehauen. Er konnte dann kaum noch laufen. Vorher spielte ich aber schon für die zweite Mannschaft. Zwei Spiele hintereinander – da war ich kaputt.“

Gibt es für dich ein Highlight oder auch einen Moment aus deiner aktiven Laufbahn, woran du gerne zurückdenkst?

„Wir haben gegen Stahl-Hennigsdorf gespielt und verloren. Alle haben sich gefreut. Die haben damals zwei Klassen höher gespielt als unsere Erste. In dieser Saison wurden wir mit der Zweiten Meister und äußerten den Wunsch nach Berlin zu fahren. Vorher wollten wir aber in Hennigsdorf übernachten und organisierten daraufhin ein Spiel. „Sind wir denn verrückt?“ dachten wir uns nur. Mit Hängen und Würgen haben wir mit 2:1 verloren. Trotzdem waren wir stolz und haben denen gesagt, dass wir die Zweite aus Wusterhausen sind. Das war unglaublich. Man kann auch verlieren und sich freuen. Vorher haben wir mit fünf bis sechs Gegentoren gerechnet und uns gedacht „Vielleicht können wir dort nochmal zählen lernen.“

 

 

Interview vom 17.02.24

Interviewpartner: Horst Rochow

Interviewführung: Eric Stiefel 

Verfasser: Eric Stiefel

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Veröffentlichung

Fr, 23. August 2024

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